In der Welt der Betriebswirtschaft kursieren viele Anglizismen, vom „Business“ über „Controlling“ hin zum „Reporting“. Ein Begriff ist dabei besonders wichtig und nicht alle sind sich des Stellenwerts dieser Kenngröße bewusst: die Rede ist vom „Cashflow“ (dt.: „Geldfluss“ oder „Kapitalfluss“).
Was genau ist der Cashflow?
Wie bereits erwähnt handelt es sich beim Cashflow um eine Kenngröße, welche den von einem Unternehmen erwirtschafteten Geldfluss während eines bestimmten Zeitraums (beispielsweise eines Geschäftsjahres) angibt. Nicht zu verwechseln – aber eng verwandt – ist diese Kennzahl mit den liquiden Mitteln, welche in der Bilanz ausgewiesen werden. Während die Bilanzposition „Liquide Mittel“ Auskunft über den Zahlungsmittelbestand an einem gewissen Stichtag gibt, ist der Cashflow eine Stromgröße, die die Veränderung der liquiden Mittel über einen gewissen Zeitraum (wie eben einem Geschäftsjahr) misst. Vereinfacht gesagt: der Cashflow besagt ob (und wieviel) in einem bestimmten Geschäftsjahr Geld verdient oder verloren wurde.
Gibt nicht bereits das Jahresergebnis in der Gewinn- und Verlustrechnung Auskunft über Erfolg / Misserfolg eines Geschäftsjahres?
Während das Jahresergebnis in der Gewinn- und Verlustrechnung Auskunft über den erzielten „Gewinn“ oder „Verlust“ gibt, besagt der Cashflow wieviel Geld in der Betrachtungsperiode erwirtschaftet wurde. Dies ist ein vermeintlich kleiner, aber dennoch wichtiger Unterschied. In die Berechnung des „Gewinns“ fließen nämlich auch nicht zahlungswirksame Erträge und Aufwendungen mit ein (wie zum Beispiel Abschreibungen oder die Bildung/Auflösung von Rückstellungen), die zwar das Jahresergebnis schmälern oder erhöhen können, dabei aber kein Geld zu- oder abfließt. Aus diesem Grund werden bei der Berechnung des Cashflows zunächst alle zahlungsunwirksamen Positionen herausgerechnet.
Welche Vorteile bringt es den Cashflow zu berechnen?
Sich allein auf das Jahresergebnis in der Gewinn- und Verlustrechnung zu verlassen, kann mitunter zu Trugschlüssen verleiten. Beispielsweise haben Unternehmen in anlagenintensiven Branchen i.d.R. höhere Abschreibungen als bspw. ein reines Handelsunternehmen, welche das Jahresergebnis belasten können. Dies muss allerdings nicht zwingend bedeuten, dass das anlagenintensivere Unternehmen „unterm Strich“ weniger profitabel ist als das nicht anlagenintensive. Um ein objektives Urteil über die tatsächliche finanzielle betriebliche Leistungsfähigkeit treffen zu können, ist es daher notwendig den Cashflow zu berechnen.
Wie wird der Cashflow berechnet und welche Unterlagen sind dafür notwendig?
Die vollständige Berechnung des Cashflows setzt sich aus drei Teilen zusammen:
- Operativer Cashflow
- Cashflow aus Investitionstätigkeit
- Cashflow aus Finanzierungstätigkeit
Der Einfachheit halber, wird an dieser Stelle nur auf den operativen Cashflow näher eingegangen. Dieser bezieht sich auf die normale Geschäftstätigkeit und kann relativ einfach berechnet werden, selbst dann wenn man nur eine vereinfachte Buchhaltung führt. Dabei wird das Jahresergebnis aus der GuV (nach Steuern) als Ausgangspunkt herangezogen, die Abschreibungen addiert, sowie die Veränderung der Rückstellungen berücksichtigt. Der operative Cashflow sollte auf jeden Fall positiv sein, denn nur dann kann ein Unternehmen aus eigener Kraft Kredite tilgen oder neue Investitionen tätigen.
Je nachdem wie weit man bei der Berechnung ins Detail geht, kann man vielfältige Schlüsse aus der Kennzahl ziehen, die weit über die Aussagekraft des Jahresergebnisses der GuV-Rechnung hinausgehen. Sowohl in der Profitabilitätsanalyse der Controller, bei der Bonitätsermittlung der Banken, bis hin zur Unternehmensbewertung spielt der Cashflow eine zentrale Rolle. Es gibt sogar Experten, die behaupten: Wer den Cash Flow zur zentralen Betrachtungsgröße im eigenen Unternehmen macht, braucht sich um Insolvenz und finanzielle Schieflagen keine Sorgen zu machen.
Bruneck, am 05.03.2021
Dr. Thomas Hainz