Sehr geehrter Kunde,
Unternehmen des Bau-Sektors, welche aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen ihre Arbeiten aussetzen oder reduzieren müssen, können die ordentliche Lohnausgleichskasse aufgrund von meteorologischen Ereignissen beantragen.
In den letzten Jahren wurden die entsprechenden Ansuchen immer detaillierter und müssen von immer mehr Dokumenten begleitet werden. Zudem wird das INPS bei seinen Kontrollen immer strenger, sodass viele Anträge abgelehnt werden.
Angesichts des zeitlichen Aufwands und der meist entstehenden Kosten für die Erarbeitung der nötigen Dokumentation, empfehlen wir die Beanspruchung des Lohnausgleichs nur bei längerer Unterbrechung der Arbeiten, und nur für den Zeitraum, wo die Gründe auch effektiv vorliegen.
DAS ANSUCHEN
Das Ansuchen selbst wird von unserem Büro telematisch an das INPS übermittelt und muss innerhalb des letzten Tages des darauffolgenden Monats eingereicht werden, in dem das Unternehmen die Lohnausgleichskasse in Anspruch genommen hat; ein Ansuchen ist somit erst nach Eintritt des Wetterereignisses möglich, nicht vorab. Pro Baustelle muss ein eigenes Ansuchen mit entsprechender Dokumentation eingereicht werden!
DER TECHNISCHE BERICHT
Das Ansuchen muss von einem technischen Bericht begleitet werden, der, mit dem Firmenstempel versehen, vom gesetzlichen Vertreter des Unternehmens unterzeichnet und zusammen mit seiner gültigen Ausweiskopie ebenfalls dem INPS gesendet wird.
Da ein unvollständiger, zu oberflächlicher oder fehlerhafter Bericht Grund für die Ablehnung des Antrags darstellen kann (und auch häufig ist), muss das Unternehmen hier äußerste Sorgfalt walten lassen. Folgendes muss hervorgehen:
- warum der meteorologische Grund die Fortsetzung der Arbeiten nicht ermöglicht. Bei jeder Verlängerung muss der Bericht erneuert werden, und sollte keine Kopie des Vormonats sein;
- die Tätigkeit des Unternehmens, die laufende Arbeitsphase zum Zeitpunkt des Ereignisses, sowie die Auswirkungen des Ereignisses;
- das Wetterereignis und die Uhrzeit, zu der es aufgetreten ist.
Wir raten, den Bericht von einem Techniker (Ingenieur, Geometer, Architekt) verfassen zu lassen, da viele technische Details angeführt werden müssen.
Mehrere meteorologische Ereignisse innerhalb eines einzigen technischen Berichts sind möglich, sofern diese analytisch dokumentiert werden.
WEITERE UNTERLAGEN
Zusätzlich muss eine Erklärung des Baustellenleiters über die Einstellung und die eventuell bereits erfolgte Wiederaufnahme der Bauarbeiten mitgesendet werden.
Diesbezüglich wurden von den zuständigen Ämtern folgende Anmerkungen gemacht:
- die Arbeit auf der Baustelle darf bei Beginn des Lohnausgleichs noch nicht unterbrochen sein: wenn der Baustellenleiter die Arbeiten aufgrund der Wetterbedingungen aussetzt, muss der Lohnausgleich zwingend mit demselben Tag starten (bzw. am nächsten Morgen, wenn das Protokoll erst am Abend verfasst wird). Ansonsten lehnt das INPS den Lohnausgleich ab, weil die Arbeiten bereits geruht haben;
- auch hinsichtlich des Urlaubes ist festzuhalten: wenn die gesamte Mannschaft im Urlaub ist, ruht die Baustelle ebenfalls bereits und der Ausgleich wird nicht genehmigt;
- der Grund für den Lohnausgleich muss für dessen gesamte Dauer ohne Unterbrechungen vorliegen: führt man z.B. Frost als Ursache an, werden nur die Tage genehmigt, an denen die Temperaturen auch effektiv unter der vorgesehenen Mindesttemperatur liegen. Steigt die Temperatur am Nachmittag über diese Schwelle, muss man die Arbeiten wiederaufnehmen, bzw. das INPS zahlt die Stunden nicht. Dass dies praktisch nicht möglich ist (entlegene Baustellen, Vorlaufzeit größerer Maschinen, Entfernung von Schneeresten, damit die Baustelle überhaupt betretbar ist, usw.) berücksichtig das INPS anscheinend nicht;
- es muss sich um unvorhersehbare Ereignisse handeln, welche durchgehend vorliegen und bei jeder Verlängerung überprüft werden müssen: es ist also nicht möglich, vorab für mehrere Wochen wegen kalter Temperaturen in den Lohnausgleich zu gehen, sondern man muss täglich das Vorliegen derselben überprüfen. Ansonsten wäre es eine geplante, saisonale Unterbrechung der Arbeiten. Die Arbeiter müssten also zu jedem Zeitpunkt bereit sein, die Arbeit wieder aufzunehmen. Das heißt auch, dass Betriebe z.B. über Weihnachten nicht einfach fix ein paar Wochen in den Ausgleich gehen können, ohne dass die Gründe effektiv vorliegen.
Bei öffentlichen Arbeiten muss die Dokumentation des zuständigen Amtes beigelegt werden.
Sollte der Lohnausgleich auch Angestellte betreffen (also nicht die Arbeiter, sondern z.B. das Büropersonal), muss für diese eine Beschreibung der ausgeübten Tätigkeit verfasst werden.
Wir übernehmen keine Haftung für den Inhalt der uns zugesendeten Dokumentation. Bei Unklarheiten muss ein Techniker konsultiert werden.
Zudem tragen wir bei fristgerechtem Einreichen des Antrags um Lohnausgleich keine Verantwortung für dessen Ablehnung.
GRÜNDE FÜR DEN LOHNAUSGLEICH
Im Folgenden werden die Hauptgründe für die Beantragung des Lohnausgleichs für meteorologische Ereignisse zusammengefasst.
Regen
Folgende Niederschlagsmengen sind für den Lohnausgleich relevant:
- 2mm - 3mm für die eigentlichen Bauarbeiten, einschließlich der Phasen für Auf - und Abbau der Baustellen, Einbau von Fertigteilkonstruktionen;
- nicht weniger als 1,50 mm bei Arbeiten im Steinbruch zur Gewinnung von Baumaterialien, Aushubarbeiten, Straßenbauarbeiten, Anlagenbau, Aufstau von Wasserläufen; in diesen Fällen werden nicht nur die Niederschläge berücksichtigt, die in den 24 Stunden zuvor gefallen sind, sondern auch jene in den vorangegangenen Tagen;
- nicht weniger als 1 mm bei Tätigkeiten, die Außenarbeiten wie Verputzen, Streichen, Pflastern, Abdichten, Dachdecken umfassen und nur auf vollkommen trockenen Flächen ordnungsgemäß ausgeführt werden können.
Schnee
Bei Schnee gelten die gleichen Mengen wie bei Regen. Niederschlägen, die in der Zeit unmittelbar vor dem Zeitraum des Ansuchens fallen, wird eine größere Bedeutung zugeschrieben, da einige Aktivitäten nicht nur durch den Schneefall, sondern auch durch das Verharren des Schnees auf dem Boden oder seine Schmelze beeinträchtigt werden.
Frost
Im Hinblick auf das Ereignis "Frost" werden Temperaturen unter 0° Celsius je nach Art der ausgeübten Tätigkeit, der laufenden Arbeitsphase und der Höhenlage des Standorts als mehr oder weniger gültig angesehen, um eine Arbeitszeitverkürzung zu rechtfertigen. Es liegt auf der Hand, dass die Beurteilung davon abhängt, ob die Arbeiten in Innenräumen oder im Freien durchgeführt werden, ebenso wie von der Art des verwendeten Materials, das mehr oder weniger frostempfindlich sein kann.
Die Temperatur wird für den ganzen Tag untersucht, genehmigt werden kann aber auch der ganze Tag unter Berücksichtigung der Stunden, in denen normalerweise die niedrigsten Temperaturen gemessen werden (früh am Morgen).
Ausnahmen von diesem Kriterium sind möglich, wenn mit entsprechender Dokumentation nachgewiesen wird, dass die einzigen laufenden Arbeiten auf der Baustelle, z.B. das Auftragen von Spezialfarben oder Kunststoffbeschichtungen, nur bei Temperaturen über 0°C durchgeführt werden können.
Wind
Grundsätzlich bei Windgeschwindigkeit von mehr als 50 km/h.
Bei Arbeiten, die in beträchtlicher Höhe über dem Boden durchgeführt werden (z.B. an Masten, auf Dächern oder mit Hilfe von Kränen, sowie bei Ausgrabungen von Marmor o.Ä. in Hügel- und Hochgebirgsgebieten) oder bei Tätigkeiten, die den Einsatz eines Schneidbrenners erfordern, genügen auch geringere Windgeschwindigkeiten.
Um sicher zu sein, dass die oben beschriebenen Voraussetzungen je nach Art des Wetterereignisses (z.B. Niederschlagsmenge an einem bestimmten Tag) eingehalten werden, muss das Unternehmen, die auf der folgenden Website zur Verfügung gestellten Wetterdaten konsultieren und dabei die der betreffenden Baustelle nächstgelegene Wetterstation auswählen:
https://webapp-afbs.prov.bz.it/MeteoSelfService/index_it.html
Meteorologisches Ereignis | Menge |
Regen/Schnee (je nach ausgeübter Tätigkeit) |
>2 mm >1,5 mm >1 mm |
Frost | <0°C |
Wind | >50km/h |
Für weitere Fragen stehen wir jederzeit zu Ihrer Verfügung.
Verfasser: Ausserhofer & Partner GmbH